· 

Säfte aus dem Dampfentsafter

Ich bin ganz ehrlich: ein Dampfentsafter wird wohl kaum zu den Anschaffungen gehören, die ihr täglich nutzt. Oder wöchentlich. Oder wahrscheinlich nicht unbedingt einmal monatlich… Auf den ersten Blick also keine besonders nachhaltige Anschaffung. ABER ich bin dennoch ein Riesen-Fan, da er zu den Küchengeräten gehört, die Lebensmittel im Ganzen nutzbar machen. Es geht wirklich fast nichts verloren und damit wird das Thema dann doch wieder sehr interessant. Denn gerade Obst und Gemüse, welche man selbst gezüchtet, gepflegt und geerntet hat, haben einen besonderen Wert. Da wird jedes Kerngehäuse geradezu geizig entfernt, großzügig über Schneckenfraß-Stellen hinweggesehen (natürlich erst nachdem man sich noch einmal gehörig darüber aufgeregt hat) und auch ein etwas holziger Kohlrabi, der auf dem Beet vergessen wurde, wird nicht dem Kompost oder gar der Tonne überlassen. Es steckt einfach zu viel Herzblut darin. Mir geht es zumindest so. Aber ob selbst geerntet oder selbst gekauft - Lebensmittel sind wertvoll und je mehr wir davon verwerten können, desto besser.

Der Deutschen liebstes Getränk - gleich nach dem Bier - ist wohl die Apfelschorle. Ich bin da auch sehr deutsch. Besser als Apfelschorle ist eigentlich nur Apfelschorle mit eigenem Apfelsaft. Die Fahrt zur Mosterei lohnt sich aber erst ab einer ordentlichen Ernte, und außer Äpfeln, Birnen und Quitten wird dort kaum anderes Obst zur Saftgewinnung angenommen. Schade, denn so fallen kleine Ausbeuten oft hinten über. Wäre es nicht toll die Äpfel von dem kleinen Baum am Zaun mit den eingefrorenen Johannisbeeren zu kombinieren, die es dieses Jahr nicht in die Marmelade geschafft haben? Fruchtsaft, Frucht-Gelée und Frucht-Mus so sortenrein oder eben sortenbunt herzustellen, wie man es sich wünscht?
All diese Möglichkeiten bietet der Dampfentsafter. Dabei gilt die Saftgewinnung im Dampfentsafter als besonders vitaminschonend, und da der Saft heiß abgefüllt wird, ist eine Zugabe von Zucker (außer vielleicht bei besonders saurem Obst :)) eigentlich nicht nötig.

Aus einigen Kilo Äpfeln mache ich für gewöhnlich mehrere Liter Saft, Fruchtmus und Gelée. Genaue Mengenangaben sind etwas schwierig, da diese direkt vom Saftgehalt der Obstsorte abhängen. Das Fruchtmus eignet sich auch wunderbar um daraus in einem weiteren Arbeitsschritt Fruchtleder als leckere und gesunde Nascherei herzustellen.

Für das Entsaften im Dampfentsafter muss nur ein Minimum an Vorbereitungen getroffen werden.

Schritt für Schritt:
1: Obst waschen, schlechte Stellen entfernen und ungeschält und mit Kerngehäuse in grobe Stücke schneiden.
2: Obststücke in den „Fruchtkorb“ des Entsafters füllen (so nennt man den gelöcherten Einsatz).
3: Den unteren Topf mit Wasser befüllen, darauf den Safttopf setzen, den Fruchtkorb einsetzen, und alles mit dem Deckel schließen.
4: Wasser aufkochen und kochen lassen. Hierbei immer darauf achten, dass genug Wasser im unteren Topf vorhanden ist, da dieser bei „Leerlauf“ Schaden nimmt

- Nun beginnt der Entsaftungsvorgang. Der heiße Wasserdampf aus dem unteren Topf steigt durch den konischen Zylinder des Safttopfes nach oben und trifft hier auf das Obst. Der Saft tritt aus und sammelt sich im Safttopf. Dass Saft entsteht, seht ihr daran, dass sich der Gummischlauch mit Flüssigkeit füllt. Aus praktischen Gründen macht es Sinn, das Ende des Schlauchs (obwohl es immer mit einer Klammer abgeklemmt ist) in eine kleine Schüssel zu legen, um eventuell austretenden Saft aufzufangen. Der Saft tritt nach und nach aus, dies dauert je nach Obstsorte und Menge unterschiedlich lange. Um nachzuhelfen, kann man mit einem Löffel oder Kartoffelstampfer den Rest Saft aus den Früchten im Saftkorb drücken. Hierbei unbedingt vorsichtig vorgehen, da ansonsten Mus durch die Löcher in den Saftkorb fällt. -

5: Den Saft nun in sterilisierte Glasflaschen abfüllen. Dafür eignen sich sowohl solche mit Schraub- als auch mit Bügel-Verschluss. Achtung: SEHR heiß!!! Am besten mit einem Topfhandschuh arbeiten. Um die Haltbarkeit zu erhöhen, legt man die Flaschen nach dem Verschließen waagerecht hin.

Nun könnt ihr den Saft genießen oder zu Gelée weiterverarbeiten. Das Fruchtmus aus dem Saftkorb muss vor dem Verzehr noch von Kerngehäuse-Resten und Stielen befreit werden. Dazu nutze ich eine Flotte Lotte (Passiersieb). Eine fabelhafte Erfindung! Wenn ihr keine habt und euch keine anschaffen möchtet, könnt ihr das Mus auch durch ein Sieb streichen. Das ist aber deutlich zeitaufwändiger. Wenn ihr euch diesen Schritt sparen möchtet, könnt ihr natürlich auch von vornherein das Obst von Schale und Kerngehäuse befreien und erst im Anschluss entsaften. Um auch das Mus lange haltbar zu machen, koche ich es in einem separaten Kochtopf noch einmal auf und füge je nach Wunsch noch Vanille, Nelken, Zimt oder Honig hinzu. Auch hier unbedingt sterilisierte Gläser nutzen. Auch empfehle ich beim Mus ein nachträgliches Einkochen im Einkochautomaten bzw. Kochtopf. Bei den Saftflaschen ist dies nicht nötig, da hier bei höheren Temperaturen abgefüllt wird.

Wichtiger Hinweis: Das Fruchtmus welches hierbei entsteht, ist deutlich trockner und hat eine festere Konsistenz als hättet ihr es direkt in einem normalen Topf gekocht, da so viel Flüssigkeit entnommen wurde. Es eignet sich daher vor allem für Kuchen-Füllungen, Fruchtleder und Desserts.

Die am Markt verfügbaren Dampfentsafter-Modelle sind übrigens was die Funktion bzw. das Vorgehen angeht, alle weitgehend gleich, sodass ihr euch ruhig nach persönlichen Vorlieben, optischen Gesichtspunkten oder attraktiven Angeboten entscheiden könnt.

Vielleicht hat euch dieser kleine Beitrag ja sogar dazu inspiriert euren eigenen Saft herzustellen. Das würde mich unheimlich freuen.

 

- Die Kleine


Kommentar schreiben

Kommentare: 0